Der Genuss von Schnaps bzw. angesetzten Likören hat in Österreich Tradition. Seit Maria Theresia-Zeiten gelten strickte Bedingungen wer in Österreich in welchen Mengen hochprozentigen Alkohol selbst erzeugen bzw. brennen darf. Mit Selbstgebranntem, Korn oder sonstigem möglichst geschmacksneutralen Alkohol lassen sich auch verschiedenste Schnäpse oder Liköre ansetzen. Der Likör enthält im Unterschied zum Schnaps mindestens 100 Gramm Zucker pro Liter. Weitere Unterschiede zwischen üblichen Spirituosen können hier nachgelesen werden.
Herstellung von Hochprozentigem
Die Bauernhöfe bzw. Haushalte, die auch heute noch selbst Schnaps brennen, haben dafür ein Brennrecht. Üblicherweise wird aus dem selbst am Hof gewachsenen Früchten Schnaps gebrannt. Zum Brennen werden die Früchte zerkleinert und in einem mit Gärspund ausgestatteten Behälter eingemaischt. Durch den Gärspund kann keine Luft eindringen, aber das entstehende CO2 entweichen. Nach der Vergärung wird die Maische in 2 Durchgängen gebrannt. Beim eigentlichen Brennvorgang wird die Tatsache genützt, dass Alkohol bei tieferen Temperaturen verdampft als der Rest (Schlempe). Die Dämpfe werden abgekühlt und das Kondensat aufgefangen. Der erfahrende Brenner muss durch sensorische Beurteilung Vorlauf und Nachlauf vom trinkbaren Alkohol trennen, da der Vor- bzw. Nachlauf durch ihre chemische Zusammensetzung nicht zum Verzehr geeignet sind. Die dadurch gewonnene Spirituose wird aufgefangen. Da sie zu diesem Zeitpunkt noch zwischen 50-60% Alkohol enthält, wird sie noch mit destilliertem Wasser auf trinkbare Stärke (üblicherweise 42%) verdünnt.
Ansetzen von Schnäpsen und Likören
Üblicherweise wird in privaten Haushalten aus dem Hochprozentigen mit Früchten, Gewürzen oder Kräutern köstliche Liköre hergestellt. Das richtige Verhältnis von Früchten, Zucker und Alkohol und verschiedenen Gewürzen sind oft Familienrezepte und können sich stark unterscheiden.
Rezepte
Bei uns Zuhause wurden heuer wieder einige Liter angesetzt – zum Eigengebrauch, sowie zum Verschenken zu besonderen Anlässen. Neben Weichsel und Kirsche, wurden dieses Jahr auch Ribisel eingelegt. Beim Weichsel- und Kirschlikör haben wir auf 2 Liter Korn 1 1/2 kg Früchte und ca. 25 dag Kandiszucker hinzugegeben. Beim Ribisellikör kamen auf 1 Liter Korn ca. 1,2 kg Ribisel und 50-60 dag Kandiszucker. Das Rezept für den Nussschnaps ist ein Familiengeheimnis und wird deshalb nicht weitergegeben. Ich darf nur soviel verraten, dass wir neben ca. 9 grünen Nüssen auf 3 Liter Korn viele Gewürze und ebenfalls etwas Kandiszucker zum Süßen benutzen.
Die Fruchtliköre bzw. andere Liköre oder Schnäpse können noch mit Zimtrinde und/oder aufgeschnittenen Vanilleschoten angesetzt werden, um den Geschmack abzurunden. Jede Schnaps- bzw. Likörsorte wird ca. 6-8 Wochen auf der sonnigen Fensterbank bei gelegentlichem Umrühren stehen gelassen. Danach werden sie abgeseiht und in Glasflaschen gefüllt. Am besten schmecken sie, wenn sie noch einige Monate in den Flaschen lagern (vor allem der Nussschnaps!), dann werden sie öliger und munden noch besser! Prost!
Ines
11. Juli 2017
Hallo,
ist der Likör sehr süß? Ist er dickflüssig oder eher flüssig und nicht all zu süß.
LG
12. Juli 2017
Hallo Lisa,
da die Schnäpse gesiebt abgefüllt werden, (also die Früchte nicht im Likör bleiben) bleibt dieser auch flüssig, wie zuvor auch schon der Korn. Bzgl. Süße: für mein Empfinden sind diese nicht sehr süß, gerade angenehm. Die Zuckermenge kann man natürlich auch variieren. Du kannst z.B. zu Beginn nur ein wenig Zucker beimengen, dann ca. 1 Woche bevor er fertig ist mal kosten und dann noch mehr dazugeben, falls der Likör noch nicht süß genug ist. Wichtig ist nur, dass sich der Zucker komplett aufgelöst hat, bevor du ihn in Flaschen abfüllst.
LG Ines
22. November 2021
Danke für diesen Beitrag zur Schnapskultur in Österreich. Interessant, dass dieses so weit verbreitet ist aufgrund des gesetzlichen Brennrechtes. Ich bin auch von dem Handwerk fasziniert und könnte mir deshalb vorstellen auch mir einen Schnapsbrenner zuzulegen.